Die Ebene 102


Ich zucke zusammen. Tausendschönchen, ganz in schwarz taucht vor meinem Auge auf. Geschmeidig ihre Bewegungen, lautlos ihr Gang, knackig ihr Arsch. Könnte hinkommen. Erst schnappt sie meinem Freund, dem dänischen Riesenbaby, das Laptop aus den Pranken, dann knackt sie den Kehlkopf unseres Captains. Zwischendrin spaltet sie Viladings und vernascht mich. Mir wird flau.

„Warum?“

„Warum was? Warum ich auf die Deutsche komme? Oder warum sie Viladings gekillt hat?“

„Warum sollte sie den Inder getötet haben?“

„Weiß ich doch nicht. Zutrauen täte ich es ihr auf jeden Fall!“

Ich merke wie ich langsam sauer werde. Sollte meine Bettgenossin mich benutzt haben? Aber wozu? Ergibt keinen Sinn? Will Maria mich gegen sie aufstacheln? Weiß der Teufel, immerhin hat die Italienerin jede Menge Pfeffer im Arsch und bei solchen Weibern weiß man nie, was sie im Schilde führen. Auf jeden Fall hat es keinen Sinn, die Deutsche zu verteidigen. „Jetzt bist du aber ein bisschen schnell. Kann ja es erst mal jeder von uns gewesen sein.“

„Du meinst ich? Oder du? Oder Captain Miller?“

„Na theoretisch schon. Wir müssen ganz einfach das Alibi jedes einzelnen durchgehen. Was hat jeder zum Zeitpunkt seines Todes gemacht. Wo war er? Etc. Halt den ganzen Krimischeiß…“

„Du bist gut. Und wer führt die Ermittlungen? Du??“

„Warum nicht?“ Mir fällt mein Stelldichein mit Tausendschönchen ein. Immerhin sind in der Nacht der Antrieb und der Inder über die Wupper gegangen. Ich versuche mich an die Nacht zu erinnern. Fehlanzeige. Da ist ein großes Fragezeichen. Wann ist sie aus meinem Zimmer gegangen? Keine Ahnung. Hatte mich die ganze Zeit mit dem schönen klassischen Filmriss abgefunden und mir nicht mal die Mühe gemacht, mich daran zu erinnern. Jetzt bin ich ratlos. Ich habe auf jeden Fall ohne Miss Supergirl kein Alibi.

„Oh Mann,“ stöhne ich. „Ich hab wahrscheinlich selbst kein Alibi.“

„Tröste dich,“ gibt Maria zurück „mein Alibi liegt in der anderen Kühlkammer.“

„Ich dachte ihr hattet nix mit einander.“

„Stimmt schon, nur war ich in der Nacht trotzdem bei Ludmilla. Naja wir haben uns halt unterhalten. Lange. Dann hab ich mich neben sie gelegt und bei ihr geschlafen.“

„Und Ludmilla? Hat sie auch geschlafen?“

„ Denke sie hat auch geschlafen. Meinst sie könnte?“

„Keine Ahnung. Hatte auf jeden Fall eine Menge auf dem Kasten.“ Mir fällt ein, dass Ludmilla mir das Leben gerettet hat. Ich gehe zum Kühlschrank und greif uns zwei Bier. Helles Krusovice ist angesagt. Mir ist tschechisch zumute.

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