Die Ebene 68


Bens Gesichtsausdruck ist so entspannt wie das eines Kiffers, der weiß, dass ihm sein Gras nie ausgehen wird. Er schläft und rettet in seinen Träumen sicher grad die Welt oder so was. Ich kann´s ihm nicht verübeln. Wozu auch. Ich hab ja die Scheiße gebaut. Seine Werte sind in Ordnung. Alles so wie es sein sollte bei einem zu groß geratenen Cyborg. Ich kann als damit beginnen, ihn aus dem Tank zu entlassen. Mir ist nicht ganz wohl dabei, das mit zwei Tuborg im Blut anzugehen und ich entscheide, noch ein drittes drauf zu gießen, um die ganze Aktion nach einem ausgiebigen Schlaf durchzuführen. Auf den Weg in meine Kabine kommt mir Sylvia entgegen. Sie bleibt stehen.

„Wie geht es Ben?“

„Morgen früh werde ich ihn aus dem Tank holen.“

„Morgen? Ich dachte das hättest du heute vor!“

„Ja ich auch, aber jetzt hab ich zwei Bier intus und bin schon recht lange wach. Ben schläft und bis er von selbst aufwacht, dauert es sicher noch…“

Sylvia hebt an, mich mit einer Reihe vorwurfsvoller Fragen zu bombardieren. Zumindest sieht alles danach aus. Doch sie lässt es. Vielleicht ahnt sie, dass es keinen Sinn ergibt, mir das Leben schwer zu machen. Stattdessen:

„Brauchst du morgen Hilfe?“

„Ja! Gerne. Maria und Smerg sollten auch dabei sein.“

„wissen die von ihrem Glück?“

„Nein, aber ich wollt ihnen gleich Bescheid geben,“ lüge ich.

Sylvia setzt an weiterzugehen, dann dreht sie sich mir noch mal zu.

„Hast du eigentlich Ben mal gefragt, was er so herausbekommen hat. Ich meine, ihr hab recht viel miteinander erzählt, seit seinem Unfall.“

„Ja, ich hab ihn gefragt. War sehr interessant. Vor allem, weil er ja selbst ein Militärkopp ist.“

„Ist er nicht! Aber gut! Ich frage mich, ob wir dir trauen können?“

„Wir? Wer ist wir?“

Warum macht mich Sylvia nur so schnell sauer? Ist auch eine wichtige Frage.

„Na Ben, ich und die anderen, die hier nicht gleich am Rad drehen, bloß weil sie glauben eine Weltformel zu erfinden.“

„Ben, du und die Anderen. Wer zählt zu den anderen? Captain Miller? Ludmilla? Maria? Den Schweden oder die Deutsche? Smerg?“

Langsam werde ich richtig wütend.

„Um genau zu sagen ich weiß es nicht.“

Sylvia sieht jetzt tatsächlich ein wenig verzweifelt aus und ich schmelze dahin, wie all die anderen Vergleiche, die nach „schmelze dahin“ folgen.

„Das heißt, du traust eigentlich nur Ben und gehst davon aus, dass alle anderen an Bord vielleicht auf eurer Seite sind. Vielleicht aber auch nicht. Und dann ist die Frage wofür seid ihr?“

 

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