Viladings Aufzeichnungen machen es uns nicht leicht. Zum Teil sind es wissenschaftliche Betrachtungen mit allerlei Formelkram; zum Teil sind es Tagebuchähnliche Einträge. Manchmal mischte der Inder auch beides. Smerg und ich haben es schwer unsere Zusammenarbeit zu optimieren. Von den Formeln versteh ich nichts und für das autobiographische Vermächtnis hat Smerg eigentlich keine Zeit. Trotzdem gelingt es uns, langsam dem Geschwafel Herr zu werden. Im Groben geht es erst mal darum, dass Viladings versucht hat, einen eigenständigen Weg zur „Großen Formel“ wie er sie nennt, zu schlagen. Smerg muss manchmal herzahaft aufgrunzen, um dann wieder anerkennend pfeifend in sich zusammenzusacken.
„Der hatte schon was drauf!“ ist sein zusammengefasster Kommentar zu den physikalischen Erörterungen.
Ich habe es da anscheinend weniger einfach. Zunächst bereitet mir die etwas blumige Sprache ziemliche Schwierigkeiten, dann geht mir sein ständiges Genöhle über mich auf den Sack. Viladings hätte mach am liebsten von Bord geschmissen und stattdessen noch einen anderen Wissenschaftler mit an Bord genommen. Ich war ihm ein Dorn im Auge. Oder, wie er sich ausdrückt eine „Geissel mit dem Verstand einer Amöbe und den Fähigkeiten eines toten Wurms“. Zumindest der letzte Vergleich versöhnt mich so sehr, dass ich mich etwas besser auf den Inhalt seiner Ergüsse konzentrieren kann. Versuche, das was ich verstanden habe mal zusammenzufassen:
Seit er zu der Mission gestoßen ist hatte er vor allem ein Ziel, seinen usbekischen Freund, der Mathematiker und nebenbei seit gut zehn Jahren Schachweltmeister ist mit ins Boot zu holen. Laut Viladings Beschreibungen ein absolutes Obergenie mit mehr als drei Gehirnen oder so. Die Deutsche hat es aber immer wieder verstanden, den Schachguru zu verhindern. Stattdessen wurde ich dazu geholt. Offiziell haben das vor allem politische Kräfte vorangetrieben, doch Viladings wusste es besser. Die Deutsche wars. An dieser Stelle muss ich zugeben, dass ich mich geschmeichelt fühle und ich nebenbei auch ein bisschen froh bin, dass mich Tausendschönchen nicht angelogen hat. Der Inder beschreibt übrigens recht ausführlich, wie er an die Information gekommen ist und wie Miss Hirn ihren Willen durchgesetzt hat. Einige der Kommissionsmitglieder, die über die Mission zu entscheiden hatten, waren wohl nicht ganz so astrein, wie sie gerne sein wollten. Es war ein leichtes, sie um die Finger zu wickeln, wenn man den entsprechenden Arsch, die entsprechenden Titten und das Hirn dazu hatte. Tausendschönchen hat alles im Überfluss und noch ein bisschen mehr. Der Inder hatte zwar eher Ähnlichkeit mit einer Kröte, doch er verstand es, sich einigen entscheidenden Kommissionsmitgliedern anzunähern und ihnen die Informationen zu entlocken. Geholfen hat ihm dabei seine ausgesprochen gute Kenntnis der verfügbaren Drogen. So wurde er zu einem der Gegenspieler des deutschen Hirnwunders.