Drei Bier später klopfe ich an seine Tür.
„Hei, komm rein!“
der Däne scheint auf mich gewartet zu haben. Ohne umschweife stehen zwei Budweiser auf dem Tisch und er schaut mich neugierig an. Ich verliere keine Zeit, nehme einen Schluck aus der Flasche und schieße los:
„Meinst du, dass hier alles mit rechten Dingen zugeht?“
Statt zu antworten fängt Smerg an, den Tisch mit Essbarem zu decken. Ich weiß mittlerweile, das Essen für ihn nur wenig mit Nahrungsaufnahme zu tun hat. Für mich schon. Ich spüre meinen Hunger.
„Greif ruhig schon zu! Das ist kein Staatsbankett.“
Die Antwort auf meine Frage bekomm ich nach fünf Schinkenwürfeln, drei Kaminwurzen und einem Stück Bergkäse; Smerg hat heut wohl österreichische Woche.
„Mal abgesehen davon, dass es eher verwunderlich wäre, wenn auf einer Mission ans andere Ende des Universums alles normal laufen würde, finde ich, dass hier gar nichts mit rechten Dingen zugeht. Erst Viladkas Tod, dann die Geschichte mit Ben. Beides Mal ist noch lange nicht klar, ob es Unfälle waren.“
„Genau, deswegen bin ich hier. Was passiert hier?“
Smerg öffnet noch zwei Budweiser. Während er mir das eine reicht, greift seine Pranke in die Silberzwiebeln.
„Naja bisher schaut es so aus, als ob die Deutsche immer mehr Fäden in die Hand bekommt. Sie hat jetzt das Kommando über das Schiff. Warum auch immer. Sie weiß so gut wie keiner von uns Wissenschaftlern, was diese Spiegeleier da draußen bedeuten können. Svende hat vielleicht noch einen Schimmer. Nichts Neues also. Ich hab auch versucht mir mal Gedanken über den Laserablationsoperatror zu machen. Eigentlich ein Heimspiel. Ich hab ja selbst an den Grundlagen dafür geforscht. Witzigerweise taucht unser Supertalent auch in der Primärliteratur darüber auf. Svende übrigens auch. Beide haben sogar an der technischen Umsetzung mitgearbeitet.“
Smerg wischt den Silberzwiebelsabber an seiner Hose ab, greift nach seinem Bildschirm und legt ihn mir hin. Ich merke, dass meine Finger auch voll Fett sind; entscheide mich aber fürs Händewaschen. Dann lese ich die Liste der Fachartikel durch, an denen die Tausendschönchen oder Smerg mitgewirkt haben. Nie tauchen beide zusammen auf. Außerdem gibt es noch einige unveröffentlichte Berichte und einen ausgiebigen Schriftverkehr, der wohl den sicheren Betrieb des Antriebs und des Laserablationsoperators beinhaltet. Soweit ich das aus den Überschriften und den Kurzfassungen lesen kann, war man sich nicht einig darüber, wie wichtig Sicherheits- und Reparaturprogramme sind. Sowohl der Schwede als auch die Deutsche scheinen für eine schnelle Umsetzung des Antriebs gewesen zu sein. Aus ihrer Sicht vielleicht sogar verständlich. Der letzte Artikel stammt von Smerg. Darin warnt er vor dem Aufbau des Antriebs.
„Versteh ich das richtig? Dass Ben im Operator gefangen wurde, ist auch unseren beiden Superschlauen zu verdanken.“
„Sicher wird es schwer sein, einen von beiden wegen Fahrlässigkeit zu verknacken, aber im Grunde hast du Recht “
Smerg nimmt einen Schluck und grinst mich säuerlich an.
„Das blöde ist halt, dass ich nicht ausreichend dagegen gearbeitet hab. Als dann die Mission losging und ich die Chance bekam mit zu fahren, waren mir meine Zweifel dann auch egal.“
Langsam wird mir klar, warum der Däne so schweigsam war. Als die Reise erfolgreich zu werden schien platzte sein Forscherherz vor Freude und er wurde redselig. Oder so.
„Bleibt die Frage: War es ein Unfall? Ich meine, Ben ist doch kein Idiot. Er hat doch gewusst, was der Haken an der Kiste sind.“
„Und er hat sich eine Chance ausgemalt, trotzdem wieder heil raus zu kommen.“
„Wer hat eigentlich den Befehl für diese Kammikaze-Nummer gegeben?“
Eine überflüssige Frage, ich weiß.
„Naja, die Deutsche hat das Kommando. Aber es blieb ihr auch nichts anderes übrig. Schließlich musste das Programm gestartet werden“
„Doch! Jemand anderes hätte gehen können!“
„Du meinst Maria oder Ludmilla?“
Mir ist auch dabei nicht wohl.
„Und was hat das alles mit der Weltformel zu tun?“
Ich hoffe ihn damit zu überraschen, doch Smerg überrascht mich:
„Ja, das ist spannend. Ich meine wir alle haben irgendwie so was im Kopf, Endlich eine Formel, die alles beschreibt und so. Das meiste hat dir ja Svende erzählt. Was dabei tatsächlich rauskommt ist noch die Frage, Allerdings, wenn nur ein bisschen von dem stimmt, was ich weiß, dann kann das Wissen dieser Formel tatsächlich Begehrlichkeiten wecken.“
Ich reiche Smerg die leere Bierflasche. Mir reicht´s für heut. Wir sind nicht wirklich weit gekommen und das Bier wirkt langsam wieder einschläfernd. Smerg hat das gemerkt. Er stellt zwei Eis gekühlte Gläser auf den Tisch und kippt sie mit Aquavit voll.
„Du siehst müde aus.“ Er schaut mich an: „Skol!