Die Ebene 16


„Jetzt wird dir wohl klar, dass ich nicht vollkommen ahnungslos bin.“

Ich lalle ein bisschen, während ich Smerg die letzten Worte lesen sehe. Stolz und besoffen griene ich ihn an.

„Damit ist wahrscheinlich auch klar, warum du überhaupt dabei bist,“ entgegnet der Däne ruhig.

Anders als bei mir merkt man nichts davon, dass er zwei Wassergläser Aquavit intus hat.

Wie bist du an all diese Informationen gekommen. Ich mein diese ganzen Menschen, die darin vorkommen sind die echt?“

Meine Hand umklammert die Aquavitflasche und ich versuche den Schnaps gerecht zu verteilen.

„Eigentlich hab ich mir nie Gedanken darüber gemacht, wie ich an die Geschichte gekommen bin,“ entgegne ich nach erfolgreicher Operation. „Sicher einige Fakten und Orte konnte ich schon ausfindig machen. So waren ja viele der Namen der Toten und Verletzten bekannt. Das gab einen Ansatz. Und wenn du dann dem Polizeibericht entnimmst, dass zum Beispiel Blut- und Hirnspritzer auf der Innenseite des Bildschirms waren, dann regt das deine Fantasie schon ein bisschen an. Was mich aber wundert ist, wie kann es sein, das laut meiner Geschichte unsere Wissenschaftlerin eigentlich tot sein müsste. Ich meine, ich hab sie entdeckt und fast wieder vollständig zusammengefügt. Wo kommt da unsere Miss Hirn her. Du glaubst doch auch, dass es dieselbe ist?“

„Zumindest wäre unser Miss Hirn wie du sie nennst, die einzige Person, die so eine Formel entwickeln könnte. Svende vielleicht noch. Ich bin mir nicht sicher, ob sie ihm wirklich überlegen ist. Klar ist auf jeden Fall, dass er sie nicht leiden kann und dass er nach dem Ereignis wieder in der Welt aufgetaucht ist. Es hat ein bisschen gedauert, aber auf einmal war er wieder auf den Kongressen. Sagte, er habe sich aus der Universität zurückgezogen und würde nur noch privat forschen. Wir sind seitdem in Kontakt.“

Er nimmt einen kräftigen Schluck aus dem Wasserglas und blickt mir in die Augen.

„ Die Frage ist doch, wer sind hier die Guten? Wem können wir vertrauen?“

Ich komme mir vor wie Tim aus „Tim und Struppi“ Womit klar ist, dass ich mich zu den Guten zähle und dafür sorgen werde, dass alles gut ausgeht. Smerg ist sicher auch ein Guter. Schließlich trinken wir hier gemeinsam Aquavit. Hätte Tim das auch getan. Sicher nicht, aber immerhin hat sein ewiger Kumpan und Weggefährte Kaptain Haddock gesoffen wie ein Loch. Gut Smerg ist mein Kaptain Haddock. Wären wir also schon mal zwei. Sonja ist sicher auch eine Gute. Zumindest wünsche ich mir das. Wenn nicht, wird’s hart. Aber das kann ich mir nicht vorstellen. Also drei. Ben? Keine Ahnung wo er steht, aber sofort lege ich ihn zu den Bösen. Nee das ist zuviel der Ehre. Ben bekommt ein Fragezeichen. Genauso wie die ganze restliche Crew. Wobei mir die Russin und die Italienerin nicht ganz geheuer sind. Liegt wohl an meiner angeborenen Angst vor Frauen. Der Inder und Svende gefallen mir auch nicht so recht. Sie sind zu ehrgeizig und ich kann mir nicht vorstellen, dass ihnen Gut und Böse im Tim´schen Sinn erwas sagen oder gar ihr Handeln beeinflusst. Nein sie werden tun, was ihr Ego ihnen befiehlt. Genauso wie die Verrückte. Langsam werden meine Gedanken trüber. Ich blicke zu Smerg auf.

„Kennst du Tim und Struppi?“

„Ja! Genau das ist hier die Frage! Wer sind die Guten?“

Warum Smerg Gedanken lesen kann ist mir erstaunlicherweise vollkommen egal. Ich freue mich nur, da ich denke, dass wir diese Fähigkeit noch brauchen werden. Erst jetzt fällt mir auf, wie besoffen ich bin. Ich stütze meine Hand auf Smergs riesiger Schulter, nicke ihm kurz zu und verlasse sein Zimmer. Da er Gedanken lesen kann, wäre jedes weitere Wort überflüssig.

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