Ich liege auf dem Bett. Aus der Anlage dröhnt eine Mischung aus Hard Rock und Jazz. Es ist etwas lauter als sonst. Ist auch niemand da, mit dem ich mich unterhalten möchte oder könnte. Die Autopsie hat mich ganz schön mitgenommen. Mein Feierabendbier ist noch nicht ganz leer, als ich eindöse. Ich bin im Nichts unterwegs. Hier gibt es nur vertrackte Schlagzeugfiguren und virtuose Gitarrenläufe. Eine Hand legt sich auf meine Wange und ich schrecke hoch. Für einen Augenblick will ich der Deutschen in die Arme fallen. Dann erkenne ich Sylvia und bin froh, dass sich meine Position nicht verändert hat. Ich schließe wieder die Augen,
„Was gibt’s?“
Es ist nicht unfreundlich gesagt oder gemeint. Ich gebe nur den Heranwachsenden, der seine eigene Trägheit als cool empfindet und das jedem unter die Nase reibt.
„Dein Typ wird verlangt.“
Sylvias Gesicht schaut ein bisschen mitleidig auf mich herab. Vielleicht liegt das aber auch daran, dass ich die Augen kaum aufhab. Cool ist cool.
„Captain Miller und Captain Ludmilla haben so was wie ne Vollversammlung einberufen. Da bist du dann auch mit gemeint. Außerdem wollen alle wissen, was du über Viladings seinen Tod herausgefunden hast,“ brüllt sie mitten in den synkopisierten 16tel Lauf aus Gitarre, Bass und Keyboard.
Es wundert mich, dass sie nicht leiser gestellt hat. Aber vielleicht respektiert sie ja auch meine Hoheit über die Stereoanlage. Steht doch im Bericht, will ich grad sagen, doch mir fällt ein, dass ich gar keinen Bericht geschrieben hab. Es gibt nur das Sprachprotokoll. Muss es unbedingt kopieren. Ich mache leiser, schließlich ganz aus. Zum klar denken ist das Gedudel nun wirklich nicht gemacht worden.
„Wann braucht ihr mich?“ frage ich im Aufstehen.
Zeitgleich stöpsel ich das Aufnahmegerät an die Stereoanlage und starte den Kopiervorgang. Eine zusätzliche Kopie werde ich später machen. Sylvia scheint ein bisschen verwirrt darüber, dass ich so schnell handeln kann.
„Hattest ganz schön zu schaffen die letzte Zeit!“
Ich spitze die Ohren, kann aber keine Anspielung feststellen, erspare mir also den Rückpass.
„Wir wollen uns zum Essen treffen. Leichenschmaus sozusagen. Schaffst du´s in einer halben Stunde?“
Ich frage mich zwar, was ich in der Zeit machen soll, sage aber zu. Nachdem Sylvia den Raum verlassen hat, überlege ich, ob ich nicht ein bisschen zu harmoniesüchtig bin. Konfliktscheu wäre auch ein passendes Wort. Ich dreh die Musik wieder an und starre an die Decke.