Die Geschichte eines Kriegers: 2. Vaduta

Vaduta ist die letzte der 37 Kriegerinnen. Bis zu letzt stand sie an meiner Seite, addierte und massakrierte. Das verbindet, auch wenn sie mit Abstand die hässlichste meiner Begleiterinnen ist. Ihre Nase ragt sogar noch über ihren schmalen, missmutigen Mund hinaus; die Ohren stehen wie bei einem Elefanten mit Rückenwind weit ab. Sicher hat dieser Anblick so manchem Feind die entscheidenden Sekundenbruchteile gekostet, die Vaduta dann eiskalt für den tödlichen Hieb nutzte.

– Hei du Sohn einer Verschmähten! Geht’s auch noch ein bisschen schneller. Ich habe Hunger und Durst und diese Frucht des Teufels tritt mir die Eingeweide platt!

Womit dann auch die zweite Frage beantwortet wäre. Vaduta ist hochschwanger. Wer sie schwängerte ist natürlich eine interessante Frage, aber hier nur von akademischem Wert. Ihr glaubt sicher bei Vadutas Aussehen wird der Kreis der Samenspender nicht so groß sein. Doch getäuscht. In jenen Kriegszeiten war es üblich, dass die Sieger die Besiegten nicht nur mordeten sondern auch vergewaltigten. Vaduta hatte von meinen Begleiterinnen den größten Bedarf nach geschlechtlicher Zuwendung. Sehr zum Leidwesen der Geschlagenen. Denen ging es nicht anders als mir. Ihr erinnert euch an meine Zeilen zu Beginn. Was mir damals in der Theorie schon unmöglich erschien, war in der Praxis noch schwieriger durchzusetzen.

– Pass doch auf! Fast hättest du mein Pferd umgeritten!

Woher sie das nimmt ist mir ein Rätsel. Wir haben mindestens zehn Fuß Abstand.

Na jedenfalls bedeutete das für die Ärmsten – sollten sie auf der Bettstätte versagen – den sicheren Tod durch Verbluten. Vaduta verstand in solchen Dingen keinen Spaß und was sie den Kostverächtern antat kann ich an dieser Stelle nicht beschreiben. Ihr würdet meinen Bericht schnell als die phantastischen Ausgeburten eines Schandtäters abtun. Doch andere waren nicht so zurückhaltend wie ich und schnell machte sich die Kunde von Vadutas Begehren und deren Folgen für die Betroffenen unter den Kriegern breit, die gegen uns in die Schlacht zogen. Viele von ihnen zogen den Tod auf dem Schlachtfeld der erotischen Aufgabe vor. Trotz all dem kam es vor, dass Vaduta mit einem Liebhaber Gnade walten ließ. Dann nämlich, wenn er es schaffte ihrer Wollust Befriedigung zu verschaffen. Ihr Großmut kannte dann keine Grenzen. Ausgestattet mit Pferd, Waffen und großen Anteilen der Kriegsbeute verließen die erfolgreichen Begatter das Lager. Nur um wenig später von den eigenen Leuten zu Tode gefoltert zu werden. Habe die Logik dahinter nie begriffen. Aber das war ja auch gut so. Je fremder der Feind umso besser für den Kampf. Die anderen 36 Grazien eiferten Vaduta übrigens nach und schon bald waren wir die gefürchtetste Abteilung des vereinten Heeres.

– Hilf mir runter, du alter Versager, ich muss pissen! Wenn du glotzt reiß ich dir die Eier raus!

Bevor ich überhaupt reagieren kann, landet Vaduta mit einem kräftigen Schwung auf dem Wüstenboden. Ihre Plattfüße wirbeln genug Staub auf, um ein Heer zu versenken und sie verschwindet in dem selbst geschaffenen Dunst. Während ich mich zur Sicherheit meiner Eier in die andere Richtung wende, überkommt mich Übelkeit, denn in meiner Erinnerung lastet ein dunkler Fleck. Wie es so üblich ist bei Feldzügen dieser Art, wurde nicht nur gekämpft, sondern anschleißend auch ausgiebig gefeiert. Das endete dann immer in einem schweren Rausch und nicht selten in hemmungslosen Orgien bei denen wir übereinander herfielen, um uns der aufgestauten Säfte zu entledigen. Als Anführer unserer Truppe übte ich mich meist in Zurückhaltung. Doch auch ich bin nur ein Mensch aus Fleisch und Blut. Angestachelt von dem Gebräu aus berauschenden Pilzen überkam mich ein einziges Mal die Wolllust und ich mischte kräftig mit. Ob ich dabei im Schoß Vadutas landete? Ich weiß es nicht. Auf jeden Fall könnte es sein, dass meine Saat in ihrem Bauch gedeiht. Was bedeuten würde, dass sie nun mein Weib werden wird. So will es der Brauch unseres Volkes.

….. wird fortgesetzt

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